BIS Newsletter Nr. 7 August 2020

LOGISTIK-ALLROUNDER MIT FOKUS AUF AUTOMOTIVE 19.07.2020, Autor: BIS, H.-J. Werth

Hans-Jürgen Schlausch (li.) und Karim Gebara sind die Macher hinter dem Firmenkonglomerat der Würfel Holding mit Verwaltungssitz Bremerhaven.

Das Traditionsunternehmen Würfel Logistik ist bereits seit 1946 in Bremerhaven tätig und hat sich dank der großen Diversifikation an Dienstleistungen für unterschiedliche Branchen sehr gut aufgestellt. Da etliche Kunden aus dem Automotive-Bereich kommen, sind aber auch bei Würfel die Auswirkungen der Corona-Pandemie spürbar. „Wir sind zwar betroffen, wenn Kurzarbeit in den Automobilwerken herrscht, können aber in anderen Bereichen punkten“, erläutern Hans-Jürgen Schlausch und Karim Gebara, die beiden geschäftsführenden Gesellschafter der Würfel Holding GmbH. Kunden aus der Hygienepapierindustrie, der Lebensmittellogistik oder dem laut Gebara spannenden Nischengeschäft für die Chemie-Industrie sorgen während der Pandemie für Kompensation.

Die modernen Fahrzeuge, Mercedes-Actros-Wechselbrücken-Fahrgestelle, bieten Nutzlasten bis zu 25 t und Volumina bis zu 114 qm pro LkW.

Angefangen hat alles in der Hoebelstraße im Bremerhavener Fischereihafen. Dort gründete Heinz Würfel seinerzeit die Würfel Spedition GmbH mit dem Ziel, Frischfisch aus den Fischauktionshallen in Bremerhaven nach Cuxhaven zu transportieren. 28 Jahre später, im Jahr 1974, trat Sohn Gert in zweiter Generation auf den Plan. Der als Tüftler bekannte Unternehmer richtete den Fokus stärker auf Volumenverkehre und investierte in technische Neuerungen bei Jumbo-Wechselbrücken. Ein Geschäftsfeld, das sich nachhaltig lohnt, denn Anbieter gibt es in ganz Deutschland bis heute nur wenige.

Gert Würfel baute insbesondere die Dienstleistungen rund um das Logistikgeschäft ab den 1990er Jahren stetig aus. Das Unternehmen wuchs in dieser Phase aufgrund erster strategischer Firmenzukäufe sehr schnell. 2010 traten Hans-Jürgen Schlausch und Karim Gebara als Hauptgesellschafter in die Geschäftsführung ein. „Die zunehmend international agierende Firmengruppe war damals in leichte Schieflage geraten, die abschließende Due Diligence mit ausführlicher Unternehmensbewertung war aber so vielversprechend, dass wir übernommen haben.“

Würfel

In fast 75 Jahren Unternehmensgeschichte entwickelte sich Würfel vom lokalen Fischtransporteur hin zu einem Logistikdienstleister mit breiter Angebotspalette und rund 1.700 Beschäftigten.

Nationale Aktivitäten im Fokus

Die Logistikmanager Gebara und Schlausch hatten vor ihrem Einstieg bei Würfel Führungspositionen bei der Bahntochter Schenker AG und waren auch jeweils bei ABX Logistics, einem der weltweit führenden Luft- und Seefracht-Spezialisten tätig –  und haben sich dort auch besser kennen- und schätzen gelernt.

Mit dem unternehmerischen Neueinstieg der Logistikprofis bei Würfel gelang die Restrukturierung inklusive der zunehmenden Rückführung des Kerngeschäftes auf nationale Aktivitäten.

Logistik ist ein kundengetriebenes Geschäft. „Wir wachsen mit den Kundenwünschen“, umschreibt das Hans-Jürgen Schlausch. Die Würfel-Gruppe hat ihr Portfolio kontinuierlich weiter optimiert und zugleich vergrößert. Innerhalb von zehn Jahren stieg die Mitarbeiterzahl um gut 40 Prozent von 1.200 auf aktuell rund 1.700. Der Großteil davon wurde durch organisches Wachstum in den jeweiligen Gesellschaften generiert.

Während die aktuelle Situation Kurzarbeit erfordert, bleibt dennoch die zielgerichtete Expansion Unternehmensstrategie. „Es wird ja weitergehen“, erklärt Schlausch den Ausbau am Bremer Industriepark, wo ein kleiner siebenstelliger Betrag in die Erweiterung einer Immobilie von Würfel Automotive gesteckt wird. „Würfel wird das Bestandsgebäude von 5.500 qm um weitere 2.000 qm Hallenfläche erweitern, man setzt nachhaltig auf den Standort und auf neues Wachstum über die nächsten zehn Jahre.“

„Das Virus wird den Arbeitsalltag noch eine ganze Weile bestimmen, auch wenn die Abläufe mittlerweile eingeübt sind und reibungslos funktionieren“, erzählt Karim Gebara. Aktuell agiere man in vielen kleinen Teams in der Bremerhavener Spedition, die Schichten seien zeitlich so entkoppelt, dass sich die Kollegen/innen gegenseitig nicht treffen, generell sei der Arbeitskontakt weitmöglich entzerrt.

Der Verwaltungssitz des Mitarbeiter starken Unternehmens ist und bleibt die Adresse „Am Leuchtturm 10“ in Bremerhaven. Dort, wo der Blick des Besuchers wohl den besten Panoramablick über die innerstädtische Kulisse der Seestadt hat, inklusive den touristischen Attraktionen in den Havenwelten, der Lloyd Marina, den Blick auf den Deich und die Weser, ist auch die IT-Zentrale der Holding beheimatet.

Zeit den Blick schweifen zu lassen gibt es indes für die beiden Würfel-Manager kaum. Aufgrund des über Deutschland verteilten Teams und regelmäßiger Mitarbeiter- wie Kundenpflege sind Schlausch und Gebara auf den Autobahnen Deutschlands (und Polen wie Ungarn) unterwegs – wenn auch mit Einschränkung. Denn wie in vielen Betrieben läuft auch bei Würfel einiges per Videokonferenz. Ein Kommunikationsmittel, das man zumindest in Teilen auch in der Nach-Corona-Ära beibehalten wolle, sagen Schlausch und Gebara unisono.

Auf neue Geschäftsfelder angesprochen will Schlausch die zukünftige Ausweitung des eigenen IT-Know hows im Rahmen modernster Transportmanagementsysteme für Fremdfirmen nicht ausschließen. Und beim Thema Tesla und der geplanten Deutschland-Niederlassung in Berlin Brandenburg sei man als Automotive-Experte natürlich auch hellhörig, schmunzeln Schlausch und Gebara.

DATEN & FAKTEN

Die Würfel-Gruppe erbringt an 18 Standorten umfassende Dienstleistungen zum Optimieren komplexer Logistikketten. Das Portfolio reicht von der Beschaffung, über die Produktion und Distribution bis hin zum After Sales. Dazu firmieren unter dem Holding-Dach insgesamt acht Tochtergesellschaften.

Firmenname: Würfel Holding GmbH

Gründungsjahr: 1946

Größe der Belegschaft: 1.700

Jahresumsatz: 149 Mio. Euro (2019)

Standorte: Bremerhaven (Hauptsitz), Bremen, Hamburg, Stelle, Oranienburg, Großbeeren, Diepholz, Damme, Wagenfeld, Stemwede, Espelkamp, Koblenz, Ginsheim-Gustavsburg, Paderborn, Anröchte, Dinslaken, Stettin, Budapest

Lagerfläche: 258.000 qm

Fuhrpark: 370 eigene Lkw und mehr als 1.000 Wechselbrücken für Großvolumentransporte